Paula goes India #3

Wieder sind zwei erlebnisreiche Wochen rum. Ganze fünf Wochen bin ich jetzt schon im fernen Indien. Heute melde ich mich mal mit etwas Kultur zurück.

Gemeinsam mit meiner Gastmama Binoti habe ich den Laxmi Vilas Palace besichtigt. Eine bedeutende und vielbesuchte Sehenswürdigkeit Vadodaras. Der Laxmi Vilas Palace wurde im Jahr 1890 von Maharaja Sayajirao Gaekwad dem Dritten erbaut. Angeblich ist es die bis heute größte gebaute private Wohnung, vier mal so groß wie der Buckingham Palace. Für die Besucher sind ausschließlich ein paar Räume im Erdgeschoss zugänglich, denn auch heute noch wird der Palast als Residenz für die königliche Familie genutzt. Eine Audioguide-Tour leitet die Besucher durch die Hallen des Palastes. Die royale Familie hat heute keinerlei Macht, wird aber von Einwohnern Vadodaras weiterhin hoch geschätzt. Bei Besuchen der royalen Familie wohnt diese im Laxmi Vilas Palace und eine brennende Lampe im Turm des Palastes zeigt die Anwesenheit der königlichen Familie der gesamten Stadt. Die prunkvolle Darbar Hall mit venezianischen Mosaikböden und belgischen Glasfenster wird stets für Konzerte und kulturelle Veranstaltungen genutzt. Außerhalb der Darbar Hall befindet sich ein italienischer Innenhof mit Wasserfontänen. Leider war das Fotografieren innerhalb des Palastes nicht gestattet. So kann ich nicht mit tollen Fotos der Darbar Hall dienen. Fotos des Palastes von Außen habe ich dafür aber natürlich umso mehr geknipst.

Der Palast beherbergt eine bemerkenswerte Sammlung alter Waffen, Skulpturen aus Marmor und Bronze sowie Möbel und Gemälde aus vergangenen Zeiten.
Das Museum wurde ursprünglich als Schule für die Kinder des Maharajas gebaut. Die Gemäldesammlung zeigt Portraits der königlichen Familie sowie Gemälde beruhend auf der Hindu-Mythologie. Zur damaligen Zeit besaß der Palast auch einen eigenen kleinen Zoo. Überreste aus dieser Zeit sind Teiche sowie Wasserfontänen im großzügigen Garten des Anwesens. In den 1930er Jahren schuf der Maharaja Pratapsinh einen Golfplatz für seine europäischen Gäste. Einige Jahre später in den 1990er Jahren restaurierte Pratapsinhs Enkel den Golfplatz und machte ihn für die Öffentlichkeit zugängig. Die Architektur des Palastes ist beeindruckend! Viele kleine Türme, zahlreiche farbenfrohe Mosaike, Skulpturen und Stuck an den Wänden. Es gibt super viele kleine Details zu entdecken!

Neben dem Besuch des royalen Palastes haben mir Freunde der Nachbarn meiner Gastfamilie eine individuelle Tour durch den Universitätscampus spendiert. Die Maharaja Sayajirao Universität von Baroda (kurz MSU), früher Baroda College, ist eine öffentliche Universität in Vadodara. Damit jetzt keiner Verwirrung aufkommt: Vadodara hieß früher einmal Baroda. Im Jahre 1974 wurde Baroda offiziell in Vadodara umbenannt. Gebaut und anschließend an die Stadt gespendet wurde die Universität von Maharaja Sayajirao Gaekwad dem Dritten, von dem ihr ja bereits zu Beginn des Beitrags gelesen habt. Die MSU von Baroda ist die einzige staatliche Universität im ganzen Bundesstaat Gujarat. Sie ist vor allem für ihre Fakultät für Naturwissenschaften und ihre Faculty of Fine Arts bekannt, beherbergt aber noch viel mehr Fakultäten auf dem riesigen Campus. Neben Physik, Zell- und Molekularbiologie, einem umweltwissenschaftlichen Programm sowie der Abteilung für Computeranwendung, Biochemie, Mikrobiologie und Biotechnologie, verfügt die Universität über eine große Fakultät für darstellende Kunst. Klassische Musik, Tanz und Bildende Kunst können unter anderem hier belegt werden. Von Philosophie, über Englisch und viele weitere Sprachen, Jura, Medizin, Journalismus bis hin zu Pädagogik, Management und Technik. Und noch vieles vieles mehr…  Ich glaube, jetzt kann man sich eine Vorstellung machen wie groß der ganze Campus ist, wenn die Universität so viele Fakultäten beherbergt. Dazu kommen natürlich noch Hostels für die Studierenden und Unterkünfte für Gastprofessoren und einige Mitarbeiter der Universität.

Eine Besonderheit der Universität: Man kann den Studiengang Deutsch belegen. Das Department of German musste ich natürlich besuchen! Ich hab zwei der Lehrkräfte getroffen: Mensch war das komisch sich auf Deutsch zu unterhalten! Nach fünf Wochen fast ausschließlich Englisch. Visitenkarte haben wir ausgetauscht. Wer weiß, vielleicht ergibt sich da mal ein Treffen mit den Studierenden.

An diesem Tag bin ich auch dem “Namensgeber” Vadodaras auf die Schliche gekommen. Der Banyanbaum, auch Banian genannt, gab dereinst der Stadt ihren Namen. Er ist der nationale Baum Indiens und wird auch indische oder bengalische Feige genannt. Dieser Baum gilt in Indien als heilig und wird oft in der Nähe von Tempeln und anderen religiösen Zentren gesichtet. Im gesprochenen Marathi (die Amtssprache des Bundesstaates Maharashtra) ist der Baum als “vad” bekannt, abgeleitet vom ursprünglichen Sanskrit-Wort “vata” für den Baum. In Vadodara gab es außergewöhnlich viele Banyanbäume. Sie waren überall in der Stadt vertreten. Deshalb gab man der Stadt den Namen Vadodara, abgeleitet von “vad” für den Banyanbaum.

Diese zwei Nachmittagsausflüge waren eine willkommene Abwechslung für mich. Wer mich persönlich kennt weiß, dass ich ein sehr aktiver Mensch bin. Zuhause in Berlin hab ich eigentlich immer einen vollen Terminkalender und bin viel unterwegs. Eben sehr unternehmungslustig und dynamisch. In Indien ist sind meine Nachmittage leider sehr leer und nur selten gefüllt. Mal eben am Nachmittag mit einer Rikscha in die Stadt fahren? Vor allem meine Gastfamilie sorgt sich sehr um mich. Obwohl Gujarat zu den sichersten Bundesstäten Indiens und Vadodara als eine sehr sichere Stadt eingeschätzt wird, sind Sicherheit und Transport stets aktuelle Themen. Wenn ich in die Stadt möchte zum Bummeln oder auch um Freunde zu treffen, bin ich immer auf jemanden angewiesen, der mich von Zuhause abholt und auch wieder dort absetzt. Alleine Losziehen? Aktuell noch in ganz weiter Ferne! So verbringe ich meine Nachmittage hauptsächlich im Hause meiner Gastfamilie. Eine für mich sehr ungewohnte Situation und eine nicht leichte Umstellung!

Jetzt warten aber erstmal zwei weitere Wochen auf mich. Ich bin zuversichtlich in den kommenden Tagen und Wochen Nachmittagsaktivitäten zu finden und zu organisieren, die es mir dann auch ermöglichen die indische Kultur zu entdecken und besser kennenzulernen!

Ein Gedanke zu „Paula goes India #3“

  1. Was für ein interessantes Uni-Gebäude? Tolle Architektur. Und dann noch ein Department of German: Ein Treffen mit den Studierenden wäre super. Vielleicht auch eine Hospitation ? Du hast doch überlegt Deutsch als Fremdsprache an der Uni zu belegen. Danke für deinen Bericht. Drück dich ganz feste:)

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