Paula goes India #2

Es gibt tolle Neuigkeiten: Ich habe meine erste Arbeitswoche vollbracht! Aber beginnen wir von vorne.

Am Donnerstag, dem 19. Juli 2018, habe ich gemeinsam mit meiner Gastmama eine Vorschule besucht. Über Bekannte haben wir Kontakt aufgenommen und sind dann natürlich gleich hin, um uns alles vor Ort anzuschauen.

Little Millennium, Vorschule und Tagesbetreuung, ist eine der führenden Vorschul-Ketten in Indien, die im Jahr 2008 gegründet wurde. In einem Zeitraum von zehn Jahren hat Little Millennium einen guten Ruf in ganz Indien erworben. Eines der Little Millennium Zentren befindet sich im Herzen von Gotri/Vadodara. Hier werden ich während meines New Generation Service Exchange ein Praktikum absolvieren.
Seit Montag, dem 23. Juli, werde ich also jeden Morgen von einem kleinen Van abgeholt. Statt normalen Autositzen wurde der Bereich umgebaut und mit kleinen Bänken ausgestattet. Der Van holt ein paar der Kinder von Zuhause ab und bringt sie am Ende des Schultages wieder zurück. Alle anderen Kinder werden von ihren Eltern jeden Morgen in die Vorschule gebracht. Der Abholservice mit Van ist in Indien üblich, sowohl für Kindergärten und Vorschulen als auch für Grund- und Oberschulen. Auch ich werde pünktlich um 8 Uhr als Erste eingesammelt und dann setzen wir die Tour durch das Viertel fort, um die restlichen Kinder abzuholen.

Die Vorschule ist in verschiedene Bereiche für unterschiedliche Arten des Lernens unterteilt. Der gesamte Komplex beherbergt zum einen den Activity Room, in dem die Kinder Feinmotorik sowie kognitive Fähigkeiten und das soziale Miteinander lernen, verfeinern und weiterentwickeln. Zum anderen gibt es einen Raum für die sogenannte Spielgruppe. Die Kinder in dieser Gruppe sind im Alter von zwei bis drei Jahren und führen dort gemeinsame Klassenaktivitäten und Spiele durch. Es folgen dann noch drei weitere Klassenzimmer. Die Altersgruppe Dreieinhalb, die “Emerging Wings” sowie die Klasse “Ready to Fly 1” (vier und viereinhalb Jahre) und als letztes die Klasse “Ready to Fly 2” (fünf bis sechs Jahre alt). Insgesamt werden in der Vorschule circa 50 Kinder in einer Alterspanne von zwei bis sechs Jahren betreut. Die Klassenzimmer sind individuell gestaltet. Farbenfroh, mit Buchstaben des Alphabets und Gebasteltem der Kinder. Draußen gibt es noch eine große Spielfläche, die Platz für Sport und weitere Aktivitäten bietet.
In meiner ersten Woche bei Little Millennium habe ich in der Klasse “Ready to Fly 1/2” geholfen. Aktuell bereitet sich die ganze Vorschule, neben dem normalen Schulalltag, auf den Unabhängigkeitstag Indiens am 15. August vor. Meine Klasse studiert sowohl einen Tanz als auch ein indisches Volkslied ein. Außerdem veranstaltet die Vorschule am Unabhängigkeitstag einen “Fancy-Dress-Wettbewerb”. Die Kinder aus den älteren Jahrgängen sollen sich wie eine berühmte indische Persönlichkeit kleiden und dann eine kurze einminütige Rede halten.
Im Verlauf des gesamten Schuljahres werden verschiedene Feierlichkeiten Indiens in den Schulalltag eingebunden. Ziel ist zum einen Spaß und Freude, zum anderen aber auch, die Kinder bestmöglich auf die anschließende Schulzeit vorzubereiten. Selbstständigkeit erlernen, soziale Kompetenzen entwickeln und fördern, sowie ihnen eine wunderschöne Vorschulzeit bescheren.
Übrigens, das Gewand das ich auf den Fotos trage ist eine indische Kurti. Früher wurde zwischen Kurta und Kurti unterschieden. Die Kurta ist ein längeres Gewand aus Baumwolle, dass üblicherweise mindestens Knielang ist. Darunter trägt man Leggins in den buntesten Farben oder weite Stoffhosen ähnlich wie Culottes. Kurti wurden hingegen die von der Länge deutlich kürzeren Gewänder genannt, die zu Hosen verschiedenster Arten kombiniert werden können. Heute spricht man eigentlich nur noch von Kurti, egal um welche Länge es sich handelt. An den Schulen und Bildungseinrichtungen in Indien ist meistens ein Dresscode vorgeschrieben. Normalerweise wird Schulkleidung getragen, sonst alternativ traditionell indische Kleidung. Auch die Lehrkräfte sind an den meisten Schulen dazu angehalten einen Sari oder andere traditionelle Kleidung zu tragen wie beispielsweise die Kurti.
Die Little Millennium Vorschule bestreitet den Schulalltag ganz ohne Dresscode, zumindest für die Lehrkräfte. Das liegt daran, dass es sich um eine private Vorschule handelt. Private Bildungseinrichtungen können die Regeln selbst bestimmen, entscheiden sich in den meisten Fällen aber auch für einen formalen Dresscode. Schüler und Schülerinnen tragen eine Schuluniform bei Little Millennium. Es gibt lange und kurze Hosen, Röcke und die Farbauswahl zwischen grün und grau am Morgen. Meine “Kolleginnen” tragen oftmals traditionelle Kleidung, Kurtis oder Kleider. Jeans und T-Shirt ist aber auch erlaubt. Die Masse, darunter auch ich, greift zu Kurtis und Kleidern, da diese sehr luftig und leicht sind und zusätzlich viel Bewegungsfreiheit zum Hochheben und Herumtoben mit den Kindern bietet. Außerdem, wer möchte schon Jeans und Shirt bei 32 Grad, gefühlt 39 Grad, tragen? Und dazu kommt noch der ständige Regen, der uns hier eine Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent beschert.
Ich bin aktuell stolze Besitzerin zweier Kurtis. Gekauft habe ich diese bei Paneri, dem wohl beliebtesten Laden für indische Kleidung in Vadodara. Tausende Regale sind von oben bis unten mit bunten Stoffen und Kleidungsstücken in den verschiedensten Styles und Formen vollgestopft. Die Auswahl ist groß und die Verkäuferinnen stehen zur Beratung bereit. Meine Gastmama Binoti kauft ebenfalls fast alle ihre Kurtis, Kleider und Hosen bei Paneri. In den nächsten Wochen und Monaten wird sich mein Kleiderschrank sicher auch noch mit Kurtis und Kleidern füllen.
Nach drei Wochen Indien gibt es stets jeden Tag Neues zu entdecken und erkunden. Die Vorfreude auf die kommenden Wochen ist groß. Meine Erlebnisse gibt es natürlich auf Social Media zu sehen!

2 Gedanken zu „Paula goes India #2“

  1. liebe Paula, danke für deinen ausführlichen Bericht. Sehr interessant, das die Kinder schon so zeitig zur Vorschul gehen. Ist das jeden Tag? Gibt es das für alle Kinder? Müssen die Eltern auch was machen? Mit der Hitze können wir im übrigen mithalten: heute stolze 38 Grad!!! Jetzt am Abend erst können wir unser Gartenplätzchen geniessen. So lass dich mal kurz umarmen und sei lieb gegrüsst von Josef und Regina.

    1. Vorschule findet tatsächlich jeden Tag von 9:00 bis 12:00 statt. Das sind die Unterrichtszeiten. Danach bleiben einige Kinder noch in der Tagesbetreuung zum Spielen und Spaß haben.

      Soweit ich mitbekommen habe, gehen alle Kinder in so jungen Alter schon in die Vorschule.

      Die älteren Kinder in den Klassen “Ready to Fly” bekommen sogar Hausaufgaben auf. Beispielsweise das Alphabet in Groß- oder Kleinbuchstaben schreiben oder auch die Zahlen von eins bis 40.

      Aber keine Sorge: es wird nicht die ganze Zeit von 9:00 bis 12:00 durchgängig gelernt. Dazwischen ist immer mal wieder Zeit für ein Spiel, ein Lied oder ein kurzes Tänzchen.

      Ganz liebe Grüße nach Köpenick!

Schreibe einen Kommentar zu Regina Stillger Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich stimme der Datenschutzerklärung zu